Samstag, 29. Juni 2013

Das Grundübel

So sieht es aus: Alte, jedem Strukturwandel AKTIV trotzende Wirtschaftsmonopole mit mächtigen Gewerkschaften als de facto Eigentümer, deren Macht bis in den Landtag reicht, wo sie sich ihre Wirtschaftspolitik gleich selbst verordnen (zählen sie mal die IGBCE Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag). Auch der politische Wettbewerb um die besten Lösungen zum „Wohl der Allgemeinheit“, ist in NRW längst zu einem Eintopf verkocht, in dem es egal ist, welche Partei unter den "Macht-Habenden" die Regierung stellt. Abgerundet wird das Bild durch eine Presse, der offenbar die Klasse, der Mut und der Wille fehlen dagegen anzuschreiben.

Die Macht, das sind in NRW Gewerkschaften wie die IGBCE und „alte“ Männer, die in den Aufsichtsräten z.B. von Bayer, Thyssen-Krupp, EON, RWE oder Henkel die Strippen ziehen nach denen noch jede Regierung und die Wirtschaftsredaktionen des Landes tanzen. Sie geben die Spielregeln vor nach denen sich alle zu richten haben. Der Vorteil: Sie selbst halten sich natürlich nicht daran. Illegale Waschmittelkartelle, Schienenkartelle, Aufzugskartelle, alles kein Problem, das tut ihrer Honorigkeit keinen Abbruch. Doch wenn Bürger von ihrem Recht Gebrauch machen gegen eine Kohlenmonoxid-Pipeline durch ihre Siedlung oder den Schwarzbau eines Kohlekraftwerkes zu klagen, herrschen Zeter und Mordio bei Bayer & Co. Die Seilschaften werden mobilisiert, die Kundschaft (d.h. der Mittelstand) aufgehetzt – damit alles so bleibt wie es ist.

Mit Erfolg: Seit sieben Jahren wird etwa die Kohlenmonoxid-Leitung des Bayer-Konzerns als angebliches Menetekel für den wirtschaftlichen Stillstand NRWs zitiert. Dieses Bild ist Bayer offenbar mehr Wert als Innovationen zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition. Welcher Wettbewerb überhaupt? Denn mehr Kohlenmonoxid braucht es offenbar nicht, zumindest nicht in Krefeld-Uerdingen. Und wenn doch, würde es nicht Linde, Praxair oder Air Liquid, wie ja jetzt auch in Dormagen, nicht auch in Krefeld-Uerdingen gerne produzieren und bereitstellen?

Kann es sein, dass Chemie- und andere Wirtschafts-Cluster, wie sie in NRW gepflegt werden, tatsächlich Wettbewerb verhindern, verhindern sollen? Beispiel Polycarbonat, von Bayer in Krefeld-Uerdingen aus Kohlenmonoxid, Phosgen und Chlor-Chemie immer noch nach Rezepten aus den 50ern des letzten Jahrhunderts zusammengemixt (Innovation = NULL).

Oder glaubt jemand hier im Ernst, dass man im globalen Wettbewerb erfolgreich High-Potentials (Personal wie Unternehmen) nach NRW locken kann, die auch gerne neben Kohlenmonoxid-Pipelines oder im Lärmkorridor einer sechs-spurigen Autobahn leben möchten (die natürlich auch nach Ausbau auf acht oder zehn Spuren immer noch „zu klein“ sein wird)? Vielleicht sogar in Duisburg? Drei Autobahnen längs und drei quer mit einer "schönen" Kohlenmonoxid-Pipeline auf dem Gehweg neben der St. George School mit 600 Schülern.

Dann mal "Herzlich Willkommen!".